37

Zu Ashlings übergroßer Erleichterung rief Marcus am Donnerstag an und begann das Gespräch mit der Frage: »Hast du am Samstagabend was vor?«

Sie wusste, sie sollte ihn necken, quälen, hinhalten, sich rar machen, ihn ins Schwitzen bringen. »Nein«, sagte sie.

»Gut. Dann lade ich dich zum Essen ein.«

Zum Essen. Am Samstagabend - das war eine bedeutungsträchtige Kombination. Es bedeutete, begriff Ashling, dass er nicht sauer auf sie war, weil sie nicht mit ihm geschlafen hatte. Es bedeutete natürlich auch, dass sie diesmal gut daran täte, mit ihm ins Bett zu gehen. Sie war voller Erwartung. Auch voller Bedenken, aber die scheuchte sie schnell davon.

Sie gestand sich vorsichtig ein, dass die Sache sich gut anließ. Marcus behandelte sie gut, und obwohl sie auch - zwangsweise voller Befürchtungen war, lag es nicht an irgendetwas, das er getan hatte.

Seit Ashling ihn auf der Bühne gesehen hatte, war eine langsame Belebung ihrer in inneren Landschaft in Gang gekommen. Nach der Trennung von Phelim hatte sie sich auf keine neue Liebesgeschichte eingelassen und war mehr darauf konzentriert gewesen, sich zu erholen, als ihn zu ersetzen.

Aber sie hatte immer vorgehabt, sich aufs Neue in die Arena zu stürzen, sobald sie wieder fit dafür war. Und als Marcus anrief, öffneten sich kleine Knospen der Hoffnung, die daraufhindeuteten, dass die Zeit möglicherweise reif war. Endlich war der Winterschlaf vorbei.

Interessanterweise gab es eine Menge, was für den Winterschlaf sprach. Denn als sie endlich daraus erwachte, stürzten der Gedanke an ihr Alter, an das Ticken ihrer biologischen Uhr und die geballte Angst der unverheirateten Frau über dreißig auf sie ein. Das Ich-bin-einunddreißig-und-noch-nicht-verheiratet-Syndrom.

Als Joy sie fragte, was sie am Samstagabend vorhatte, beschloss Ashling, ihr neues Leben auszuprobieren.

»Mein Freund führt mich zum Essen aus.«

»Dein Freund? Ach, du meinst Marcus Valentine? Und er geht mit dir essen?« Plötzlich klang Joy eifersüchtig. »Mit mir wollen die Männer sich nur betrinken. Sie gehen nie mit mir essen.«

Sie brach ab. Ashling wusste, dass Joy etwas Freches sagen würde, und wurde nicht enttäuscht.

»Außer seinem Schwanz kriege ich von einem Kerl nichts zu beißen«, sagte Joy düster. »Du weißt, dass Marcus zur Sache kommen will, wenn er dich zum Essen ausführt. Und ich meine, zur Sache«, wiederholte sie emphatisch. »Da kannst du dich nicht mehr damit rausreden, dass du am nächsten Morgen arbeiten musst.«

»Ich weiß. Und die Haare auf meinen Beinen haben auch wieder angefangen zu wachsen.«

Ashling wusste genau, was sie am Samstag anziehen würde, bis hin zu ihrer hübschen Unterwäsche. Sie hatte alles komplett unter Kontrolle. Doch plötzlich empfand sie heftigen Widerwillen gegen ihren Lippenstift. Sie benutzte dieselbe Farbe seit, wie ihr schien, Jahren und kaufte immer wieder die gleiche Sorte nach. Und nur, weil sie ihr stand! Was für ein Quatsch!

Wer bei einer Zeitschrift arbeitete, verbrauchte Lippenstifte wie Männer - in großen Mengen. Sie brauchte einen neuen Lippenstift, um sich neu zu definieren. Es war unabdingbar, dass sie den richtigen fand, und bis sie ihn gefunden hatte, fühlte sich alles falsch an.

Am Samstagvormittag ging sie durch alle Geschäfte, aber nichts gefiel ihr. Die Lippenstifte waren entweder zu rosa, zu orange, zu glitzernd, zu glänzend, zu dunkel, zu blass oder zu schimmernd. Sie versuchte, in die Rolle einer anderen Frau zu schlüpfen, trug ein vamphaftes Dunkelrot auf und betrachtete sich im Spiegel. Nein. Sie sah aus, als hätte sie die Nacht durchzecht und roten Wein getrunken, der ihre Lippen verfärbt hatte. Als sie ein Lächeln versuchte, sah sie aus wie Dracula. Die Verkäuferin kam herbeigeeilt. »Die Farbe sieht fantastisch aus bei Ihnen!«

Ashling gelang es zu entkommen, und die Jagd ging weiter. Ihr Handrücken mit den roten Strichen sah aus wie eine offene Wunde. Und gerade, als alle Hoffnung zu schwinden drohte, fand sie den richtigen. Er war perfekt. Es war Liebe auf den ersten Blick, und Ashling wusste mit warmer Gewissheit, dass sich alles zum Guten wenden würde.

Marcus wollte Ashling um halb neun abholen, und um sieben Uhr goss sie sich ein Glas Wein ein und fing mit den Vorbereitungen an. Es war lange her, seit sie mit einem Mann essen gegangen war. Phelim und sie hatten sich an die bequemen Take-aways gewöhnt und waren nur in ein Restaurant gegangen, wenn sie keine Lust mehr auf ins Haus gelieferte Pizza oder Curry hatten.

Im Restaurant zu essen diente allein dem Zweck der Nahrungs-aufnahme und nicht der Verführung - sie hatten andere Methoden, um sich gegenseitig ins Bett zu bekommen. Wenn Phelim in der Stimmung war, sagte er: »Ein Rüsseltier mit zwei Höckern, will das jemand?«, und wenn Ashling Lust hatte, befahl sie ihm:

»Du sollst mich vernaschen!«

Und wie würde es sein, mit Marcus zu schlafen? Angst und Erregung zerrten an ihren Nerven, und sie angelte sich eine Zigarette. Joy kam gerade zum richtigen Zeitpunkt.

Sie sagte etwas Nettes über Ashlings Kleidung, guckte in den Jeansbund und bewunderte den Tanga-Slip und fragte dann: »Hast du daran gedacht, deine Schamhaare mit Conditioner zu waschen?«

Ashling zuckte zusammen, und Joy war beleidigt. »Das ist wichtig! Und? Hast du es gemacht?«

Ashling nickte.

»Brav. Wie lange ist es her, seit du mit einem Mann geschlafen hast? Seit Phelim nach Australien gegangen ist?«

»Seit er zur Hochzeit seines Bruders hier war.«

»Und du hast wirklich vor, mit Marcus Valentine ins Bett zu gehen?«

»Warum sollte ich sonst mein Schamhaar mit Conditioner behandeln?« Die Aufregung machte Ashling gereizt.

»Fantastico! Du magst ihn also?«

Ashling überlegte. »Ich kann mir vorstellen, dass ich ihn mit der Zeit sehr gern mag. Wir verstehen uns gut, und er ist attraktiv, aber nicht zu attraktiv. Frauen wie ich schaffen es nie, sich ein Model oder einen Schauspieler zu angeln oder einen Typ, von dem die anderen sagen: ›Der sieht aber gut aus‹. Du weißt, was ich meine?«

»Ich bin geplättet. Was noch?«

»Wir mögen die gleichen Filme.«

»Und welche sind das?«, fragte Joy.

»Englische.«

Phelim hatte eine irritierende Neigung, sich als Intellektuellen zu betrachten, und sprach oft davon, dass er sich ausländische Filme mit Untertiteln ansehen wollte. Er hatte es nie getan, aber Ashling fühlte sich bedrängt, weil er gern die Kritiken von solchen Filmen vorlas und anregte, sie könnten ja ins Kino gehen.

»Marcus ist ziemlich normal«, erklärte Ashling. »Er macht kein Bungee-Springen und er macht auch bei Protestmärschen gegen den Bau von Autobahnen und solchen verrückten Sachen nicht mit. Keine abgedrehten Hobbys - das gefällt mir an einem Mann.«

»Was noch?«

»Mir gefällt...«, fing Ashling an. Dann sagte sie, plötzlich heftig, zu Joy: »Du sagst das keinem weiter, sonst bringe ich dich um.«

»Versprochen«, log Joy.

»Mir gefällt, dass er gewissermaßen berühmt ist. Dass etwas über ihn in der Zeitung steht und die Leute ihn kennen. Ich weiß, das ist oberflächlich von mir, aber ich bin nur ehrlich.«

»Wie sind seine Sommersprossen?«

»Sommersprossig.« Darauf schwiegen sie einen Moment.

»Ich habe auch ein paar; es ist nichts Anrüchiges dabei«, sagte Ashling defensiv.

»Ich meine ja nur...«

»Da ist Ted, kannst du ihn mal reinlassen?«

Ted kam ganz aufgeregt ins Schlafzimmer.

»Seht euch das an«, keuchte er und rollte ein Poster auf.

»Das bist ja du!«, rief Ashling.

Auf dem Poster war Teds Gesicht auf dem Rumpf einer Eule abgebildet, und darüber standen die Worte: »Eulen-Ted Mullins«.

»Mann, das ist fantastisch!«

»Ich lasse sie drucken - was meint ihr?« Er entrollte ein zweites Poster und hielt sie beide mit Daumen und Zeigefinger hoch. »Roter Hintergrund oder blauer?«

»Rot«, sagte Joy.

»Blau«, sagte Ashling.

»Ich weiß nicht«, überlegte Ted. »Clodagh findet -«

»Welche Clodagh?«, fuhr Ashling dazwischen. »Meine Freundin Clodagh?«

»Ja. Ich bin bei ihr vorbeigefahren ...«

»Warum?«

»Um mein Jackett zu holen«, verteidigte Ted sich. »Was ist daran schlimm? Ich hatte es da vergessen, als wir auf die Kinder aufgepasst haben. Das ist ja wohl kein Verbrechen.«

Ashling konnte nicht erklären, warum sie so aufgebracht war, und murmelte: »Ach so. Entschuldigung.«

Ein angespanntes Schweigen folgte. »Gib mir mal meinen neuen Lippenstift«, sagte Ashling knapp.

Sie ließ ihn aus der kleinen Schachtel rutschen und drehte den glänzenden, neuen Stift aus seiner Hülse. Großartig. Doch während sie ihn bewunderte, dämmerte ihr plötzlich eine unangenehme Erkenntnis.

»Ich glaube es nicht«, stöhnte sie. Sie prüfte die Beschriftung am Boden der Hülse des Lippenstifts, kramte in ihrem Make-up-Beutel, fand einen anderen Lippenstift und prüfte auch dort die Beschriftung.

»Ich fasse es nicht«, rief sie voller Verzweiflung.

»Was denn?«

»Ich habe den gleichen Lippenstift gekauft. Den ganzen Morgen habe ich nach einem neuen Lippenstift gesucht, und dann habe ich haargenau den gleichen gekauft, den ich schon hatte.«

Ashling wollte sich aufs Bett werfen und sich dem leidenschaftlichen Ich-bin-eine-Versagerin-Gefühl hingeben, als es an der Tür klingelte. Der Wecker auf ihrer Kommode zeigte halb neun, und das hieß, es war zwanzig nach acht.

»Wehe, wenn das Marcus Valentine ist«, sagte sie drohend.

Er war es.

»Welche Sorte Mann kommt zu früh?«, fragte Joy.

»Ein Gentleman«, sagte Ted, nicht recht überzeugt.

»Ein Perverser«, sagte Joy, nicht besonders leise.

»Raus, alle beide!«

»Denk dran, ein Kondom zu benutzen«, zischte Joy, dann war sie fort. Sekunden darauf kam Marcus die Treppe rauf, übers ganze Gesicht lächelnd.

»Hallo«, sagte Ashling. »Ich bin fast so weit. Möchtest du ein Bier oder so?«

»Eine Tasse Tee. Ich mach sie mir selbst - kümmer dich nicht um mich.«

Während sie sich eilig fertig machte, hörte sie ihn in der Küche Türen und Schubladen öffnen.

»Hübsche Wohnung«, rief Marcus zu ihr hinein.

Ashling wünschte sich, er würde nichts sagen. Geistreiche Antworten zu geben, während sie sich Lippenstift auftrug, war nicht ihre Stärke.

»Klein, aber perfekt geschnitten«, rief sie zurück.

»Wie die Besitzerin.«

Was weit von der Wahrheit entfernt war, aber nett, dass er es sagte.

Und das bestimmte den Ton ihrer Unterhaltung. Sie schüttelte ihren Missmut ab, ließ die Lippenstift-Schande hinter sich, bürstete sich die Haare und kam aus dem Schlafzimmer, um sich von ihm bewundern zu lassen.

Bevor sie gingen, bestand Marcus darauf, seine Teetasse auszuwaschen.

»Lass sie doch stehen«, sagte Ashling, als er den Wasserhahn aufdrehte.

»O nein.« Er stellte die Tasse auf die Abtropffläche und drehte sich mit einem Grinsen zu ihr um. »Meine Mammy hat mich gut erzogen.«

Wieder regte sich das Gefühl in ihr. Wieder kamen die Knospen zum Vorschein.

Das Restaurant, das er ausgewählt hatte, war klein und intim beleuchtet. An einem Ecktisch, wo ihre Knie sich hin und wieder berührten, tranken sie kalten Weißwein, der so trocken war, dass es ihnen den Gaumen zusammenzog, und bewunderten gegenseitig im Kerzenschein ihre zarthäutige Vollkommenheit.

»He, mir gefällt dein...« Er zeigte auf Ashlings Schmetterlingshemd. »Ich weiß nie, wie man Frauenbekleidung richtig benennt. Ist es ein T-Shirt? Mein Gefühl sagt mir, ich könnte mich schwer in die Nesseln setzen, wenn ich es ein T-Shirt nenne. Aber wie nennt man es? Top? Bluse? Hemd? Spenzer? Wie es auch heißt, es gefällt mir.«

»Es heißt Schmetterlingshemd.«

»Und was ist eine Bluse?«

Ashling erklärte ihm die verschiedenen Möglichkeiten.

»Du darfst bei einer Frau unter sechzig nie von einer Bluse sprechen«, sagte sie ernsthaft. »Und du kannst einer Frau ein Kompliment über ihr Trägerhemd machen, wenn sie ein ärmelloses T-Shirt trägt. Aber nicht, wenn es tatsächlich ein Unterhemd ist. Wenn es ein echtes Unterhemd ist, würde ich dir empfehlen, sofort zu gehen.«

Marcus nickte. »Ich verstehe. Gott, ist das kompliziert.«

»Warte mal.« Ihr war gerade ein Gedanke gekommen. »Fragst du mich aus, weil du es für deine nächste Show brauchst?«

»Würde ich das tun?«, sagte er lächelnd.

Das Essen war unauffällig, das Gespräch plätscherte leicht dahin, aber Ashling hatte das Gefühl, als wäre es das Vorspiel. Der Vorfilm. Und den Hauptfilm gäbe es später.

Als die Rechnung kam, machte sie einen halbherzigen Versuch, etwas beizusteuern.

»Nein«, beharrte Marcus, »ich will nichts.«

Weil du denkst, du kriegst später noch genug?

Als sie auf der Straße standen, fragte er: »Und jetzt?«

Ashling zuckte die Schultern, dann fing sie an zu kichern. War das nicht offensichtlich?

»Zu mir?«, fragte er sanft.

Im Taxi küsste er Ashling. Und dann im Flur seiner Wohnung. Es fühlte sich schön an, aber als sie sich voneinander lösten, konnte sie nicht anders, als sich umzusehen. Sie war scharf auf ihn, aber sie wollte auch sehen, wie er lebte und was für ein Mensch er war.

Es war eine Zwei-Zimmer-Wohnung in einem neuen Block, und seltsamerweise fand Ashling sie gar nicht scheußlich.

»Es riecht ja gar nicht!«

»Ich habe dir doch gesagt, meine Mammy hat mich gut erzogen.«

Sie ging in sein Wohnzimmer. »So viele Videos«, sagte sie erstaunt. Es waren hunderte an den Wänden entlang aufgereiht.

»Wir können uns etwas ansehen, wenn du magst«, sagte er.

Das passte ihr gut. Einerseits fühlte sie sich zu ihm hingezogen, andererseits hatte sie Angst wie ein Kind und hieß die Verzögerung willkommen.

»Such dir eins aus«, ermunterte er sie.

Aber als sie an den Borden entlangging, fiel ihr etwas auf: Monty Python, Blackadder, Lenny Bruce, Laurel and Hardy, Father Ted, Mr. Bean, The Marx Brothers, Eddie Murphy - es waren alles Comedy-Videos.

Sie war verwirrt. Bei ihrer ersten Verabredung hatten sie sich angeregt über die Filme unterhalten, die sie gern sahen. Er hatte behauptet, die verschiedensten Filme zu mögen, aber wenn man seine Videos sah, mochte man das kaum glauben. Schließlich entschied sie sich für Das Leben des Brian.

»Ausgezeichnet gewählt, meine Dame, wenn ich das sagen darf!« Er brachte ihr eine Flasche Weißwein, holte sich selbst ein Bier, und sie kuschelten sich vor dem Fernseher aneinander.

Als der Film zehn Minuten gelaufen war, berührte Marcus ihre nackte Schulter mit seinem Zeigefinger und fing sie langsam an zu streicheln. »Ashling«, gurrte er mit einer Sinnlichkeit, die ihren Magen zum Flattern brachte. Fast ein bisschen verängstigt warf sie ihm einen raschen Blick zu. Er starrte auf den Bildschirm. »Jetzt pass gut auf«, mahnte er sie. »Einer der größten Momente des Comedy-Films überhaupt.«

Leicht enttäuscht, aber wie immer gehorsam passte sie gut auf, und als Marcus sich vor Lachen ausschüttete, konnte sie nicht umhin, selbst auch zu lachen. Dann drehte er sich zu ihr um und fragte sie wie ein süßer kleiner Junge: »Macht es dir was aus, Ashling?«

»Was?« Mit dir zu schlafen?

»Wenn wir uns das noch mal ansehen?«

»Oh! Nein, überhaupt nicht.«

Als ihr Herzschlag sich wieder normalisiert hatte, war sie gerührt, dass er das, was ihm wichtig war, mit ihr teilen wollte.

»Waren sie in der Redaktion zufrieden, dass ich zugesagt habe, die Kolumne zu machen?«, fragte er einige Zeit darauf.

»Oh, hoch erfreut.«

»Diese Lisa, die ist ja ein ganz schön harter Brocken, was?«

»Sie hat große Überredungskünste.« Ashling war sich nicht sicher, dass es weise war, mit ihm über Lisa herzuziehen.

»Man sollte es dir anrechnen.«

»Aber ich habe doch gar nichts gemacht.«

Marcus sah sie bedeutungsvoll an. »Du könntest sagen, du hättest mich dazu überredet, als wir zusammen im Bett waren.«

Die klare Absicht in seinem Blick bewirkte, dass ihr der Atem stockte. Dann schluckte sie, als hätte sie eine Auster im Mund. »Aber das wäre nicht wahr.«

Es kam eine lange Pause, in der er ihr tief in die Augen sah. »Wir könnten es wahr machen.«

Ihr Hochgefühl war verflogen. Völlig verschwunden. Es schien ihr zu früh, um mit ihm ins Bett zu gehen, aber sich zu weigern, wäre altmodisch gewesen. Sie konnte die lächerliche Schüchternheit nicht verstehen, die sie befiel - sie war einunddreißig Jahre alt und hatte mit vielen Männern geschlafen.

»Komm mit.« Er stand auf und zog sie sanft an der Hand. Irgendwie verstand sie, dass er ein Nein nicht akzeptieren würde.

»Aber der Film...«

»Den habe ich schon gesehen.«

Kein Zweifel.

Ihre Schüchternheit rang mit Neugier, Anziehung kämpfte gegen die Angst vor der Nähe. Sie wollte mit ihm schlafen und auch wieder nicht, aber sein Drängen erlaubte keinen Widerstand. Sie kam auf die Füße.

Ein Kuss half, sie zu überreden, und schon war sie in seinem Schlafzimmer. Es war kein geschmeidiger Tanz, bei dem es ohne Unbeholfenheit abging und die Kleider mit elegantem Schwung von ihnen abfielen. Er kam mit dem Verschluss an ihrem Büstenhalter nicht zurecht, und als sie die Größe seiner Erektion zwischen den schmalen Hüften sah, musste die den Blick abwenden. Sie zitterte wie eine furchtsame Jungfrau.

»Was ist los?«

»Ich bin schüchtern.«

»Es hat nichts mit mir zu tun?«

»O nein.« Weil er so verletzbar schien, gab sie sich größere Mühe. Sie zog ihn an sich, was die doppelte Wirkung hatte, dass es ihm gefiel und sie nicht mehr sein steifes Glied sehen musste, das aus dem Nest von Haaren herausragte.

Die Betttücher waren sauber, die Kerzen eine schöne Überraschung, er war vorsichtig und aufmerksam und erwähnte ihre fehlende Taille mit keinen Wort, aber sie musste zugeben, dass sie nicht im siebten Himmel war. Er seinerseits war dankbar, und das gefiel ihr. Es war bei weitem nicht das schlechteste sexuelle Erlebnis ihres Lebens. Und die besten sexuellen Erlebnisse waren immer ein wenig unwirklich gewesen und hatten gewöhnlich stattgefunden, wenn sie und Phelim sich versöhnten und die Freude, wieder vereint zu sein, einer schon bestehenden Übereinstimmung eine gewisse Würze verliehen hatte.

Aber jetzt war sie erwachsen, und die Erwartung, dass die Erde sich auftun würde, war unrealistisch. Und außerdem, als sie das erste Mal mit Phelim geschlafen hatte, hatte das die Welt auch nicht aus den Angeln gehoben.

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